Demokratieverständnis ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Integration – doch für viele Zugewanderte ist die deutsche Geschichte schwer zugänglich.
Die Stadt Offenburg hat darauf mit einem innovativen Projekt reagiert: Mit Stadtführungen, Museumsbesuchen und interaktiven Workshops ermöglicht sie Geflüchteten einen niedrigschwelligen Zugang zur deutschen Demokratiegeschichte. Für dieses Engagement wurde Offenburg mit dem ersten Platz beim Staatsanzeiger Award in der Kategorie „Kommune für alle“ ausgezeichnet.
Viele Geflüchtete kennen die historischen Hintergründe Deutschlands nur bruchstückhaft.
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte sind in vielen Herkunftsländern kaum oder gar nicht präsent. Offenburg setzt hier an und verbindet geschichtliche Bildung mit praktischer Orientierung im Alltag.
Drei zentrale Formate bilden das Herzstück des Projekts:
Salmen-Führungen und die Salmen-Werkstatt „Freiheit“: Der Salmen ist ein geschichtsträchtiger Ort – hier wurden 1847 erstmals demokratische Grundrechte gefordert. Heute vermittelt eine interaktive Werkstatt die Werte der Demokratie und regt zum Austausch an.
Stolpersteinführungen: In Kooperation mit lokalen Akteur:innen führen junge Guides Geflüchtete zu Stolpersteinen in der Stadt und erzählen die Schicksale der dort geehrten Opfer des Nationalsozialismus.
Stadt- und Museumsführungen: Diese Touren helfen Geflüchteten, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden und bieten Einblicke in die Stadtgeschichte. Ein besonderer Höhepunkt ist der Besuch der historischen Mikwe, die jüdische Geschichte erlebbar macht.
Alle Veranstaltungen finden in einfacher Sprache statt, zudem stehen Dolmetscher:innen für verschiedene Sprachen bereit.
Das Projekt wird aus Mitteln des städtischen Integrationsbüros finanziert und ist für alle Teilnehmenden kostenfrei.
Die bisherigen Ausgaben von rund 4.500 Euro wurden vor allem für folgende Maßnahmen verwendet:
– die Anpassung von Materialien in einfacher Sprache,
– Dolmetscher:innen für mehrsprachige Angebote,
– museumspädagogische Inhalte für Führungen und Workshops.
Auch zahlreiche Partnerorganisationen engagieren sich ehrenamtlich, darunter das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“.
Seit dem Start des Projekts im März 2024 fanden bereits neun Veranstaltungen mit rund 120 Teilnehmenden statt – weitere sind geplant. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv:
Viele Geflüchtete nutzen die Führungen, um außerhalb ihrer Sprachkurse Deutsch zu üben.
Die interaktiven Formate fördern den Austausch und machen Demokratie als lebendiges Konzept greifbar.
Besonders die Stolpersteinführungen wurden als emotional eindrucksvoll wahrgenommen – einige Teilnehmer:innen baten sogar darum, Blumen an den Gedenksteinen niederzulegen.
Die Jury würdigte das Offenburger Konzept als herausragendes Beispiel für gelungene Integration durch Bildung.
Indem Geschichte erlebbar gemacht wird, erhalten Geflüchtete einen Zugang zu demokratischen Werten – und damit auch zur eigenen Rolle in der neuen Heimat.
Offenburg zeigt: Demokratievermittlung kann inklusiv, interaktiv und nachhaltig gestaltet werden – mit großem gesellschaftlichem Mehrwert.
Einwohnerzahl: ca. 62.000
Geografische Lage: Baden-Württemberg, zwischen Freiburg und Karlsruhe
Besonderheiten: Historischer Salmen, lebendige Kulturszene, starke Integrationsarbeit
Seien Sie dabei, wenn wir herausragende Konzepte und Engagement feiern!
Reichen Sie Ihr Projekt in der Kategorie Kommune für Alle – soziale Teilhabe ein und zeigen Sie der fachkundigen Jury, wie Sie ihre Bürger:innen mit „ins Boot holen“.
Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2025. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos.