Ein Spaziergang für mehr Sprachpraxis
Migrant:innen haben es nicht immer leicht, ihre Deutschkenntnisse im Alltag zu erproben. Sprachkurse sind oft ausgebucht, und passende Gesprächspartner:innen nicht immer leicht zu finden.
Die Stadtverwaltung in Überlingen erkannte dieses Problem und schuf im Sommer 2020 ein niedrigschwelliges Angebot: „Deutsch To Go“ – ein wöchentlicher Spaziergang, bei dem Deutschlernende mit Einheimischen ins Gespräch kommen können.
Inmitten der Corona-Pandemie, als soziale Kontakte stark eingeschränkt waren, hatte Elke Dachauer, Leiterin des Sachgebiets Integration in Überlingen, eine Idee.
Sie wollte ein Sprachtraining anbieten, das regelmäßig stattfindet, aber dennoch flexibel und nicht verpflichtend ist. Zudem sollte es mit den geltenden Hygienemaßnahmen vereinbar sein. So entstand „Deutsch To Go“ – ein Spaziergang, bei dem sich deutschsprachige Ehrenamtliche und Migrant:innen zu Sprachtandems zusammenfinden.
Die Idee wurde schnell umgesetzt: Bereits zwei Wochen nach der Vorstellung des Projekts am Runden Tisch für Vielfalt und Integration fand der erste Spaziergang statt.
Fortan trafen sich jeden Donnerstag ab 16 Uhr Einheimische und Deutschlernende am Mantelhafen in Überlingen. Auf der langen roten Bank am Hafen werden Gespräche geführt, bevor die Teilnehmer:innen gemeinsam durch die Stadt spazieren oder einfach sitzen bleiben und plaudern.
„Unser Ziel ist es, Menschen Begegnungen zu ermöglichen und das Deutschlernen zu unterstützen – an der frischen Luft und in Bewegung. Das ist uns gelungen.“
Elke Dachauer, Leiterin des Sachgebiets Integration
Die Teilnahme ist kostenlos und unverbindlich, und sowohl angemeldete als auch spontane Teilnehmer:innen sind willkommen. Das unkomplizierte Format stieß von Anfang an auf großes Interesse und positive Resonanz – sowohl bei den Teilnehmenden als auch in den Medien.
„Deutsch To Go“ wurde schnell zu einer beliebten Anlaufstelle für Migrant:innen in Überlingen. Menschen aus über 100 Nationen leben in der Stadt, und die Vielfalt spiegelte sich auch in den Sprachtandems wider. Teilnehmende kamen unter anderem aus Eritrea, Kuba, der Ukraine, Syrien, China und vielen anderen Ländern. Neben der Sprachpraxis stand auch der kulturelle Austausch im Mittelpunkt, was das Projekt zu einem wichtigen Integrationsangebot machte.
Die Umsetzung von „Deutsch To Go“ war kostengünstig und effektiv. Lediglich etwa 300 Euro fielen für kleinere Anschaffungen wie bunte Bänder, Kreide, Seifenblasen und einen Transporttrolley an. Die Organisation und Öffentlichkeitsarbeit wurden in die regulären Abläufe der Behörde integriert, sodass das Projekt mit minimalem Aufwand realisiert werden konnte.
Niedrigschwelliges Angebot: „Deutsch To Go“ ist flexibel und unverbindlich, was es vielen Menschen ermöglicht, teilzunehmen.
Große Resonanz: Das Projekt wurde schnell bekannt und von vielen Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Ländern angenommen.
Kultureller Austausch: Neben dem Sprachtraining fördert das Projekt den interkulturellen Dialog und das gegenseitige Verständnis.
Das Projekt „Deutsch To Go“ beeindruckte die Jury besonders, weil
es ein besonders kreatives Vorhaben, das viele Menschen erreicht – gerade auch in Zeiten von Corona. Das wichtige Thema Integration, das von der Sprache abhängt wie kaum etwas anderes, wird so niederschwellig ohne hohe Einstiegshürden angegangen. Innerhalb von zwei Wochen mit niedrigem Budget interkommunal schnell umgesetzt, erfüllt es viele Zwecke: Es fördert Sprachkenntnisse und Begegnungen, die interkulturelle Zusammenarbeit und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Einfachheit ist hier der Schlüssel, es ist leicht auch für andere Kommunen umzusetzen, und verursacht kaum Kosten. Und das Projekt zum mobilen Sprachenlernen für Migrantinnen und Migranten ist nachhaltig und hat im Alltag für alle Teilnehmenden einen hohen Mehrwert.
Einwohnerzahl: ca. 22.000
Geografische Lage: Baden-Württemberg, am Bodensee
Besonderheiten: Vielfältige Bevölkerung, starke Gemeinschaft, innovative Integrationsprojekte
Seien Sie dabei, wenn wir herausragende Konzepte und Engagement feiern!
Reichen Sie Ihr Projekt in der Kategorie Kommune für Alle ein und zeigen Sie der fachkundigen Jury, wie Sie ihre Bürger:innen mit „ins Boot holen“.
Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober 2024. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos.